Der alte Begriff obsessive Liebesstörung, wird heute mit zwanghafter Liebessucht benennt. Dies ist kein medizinisch anerkannter Begriff. Es handelt sich um einen umgangssprachlichen Ausdruck. Die Person leidet unter einer zwanghaften, obsessiven und ungesunden Fixierung auf das Liebesobjekt und die Liebe. Dazu gehören problematische Verhaltensweisen, süchtige Verhaltensmuster mit Verhaltensstörungen. Oft führen diese ungünstigen Verhaltensweisen zu weitreichenden Auswirkungen im Leben. Die eigene Selbstfürsorge und Gesundheit wird vernachlässigt und erleidet Schaden. Es wird viel Zeit und Energie für die Suche nach Liebe oder das Aufrechterhalten einer Beziehung verwendet. Ein realistischer Blick auf die andere Person und die Beziehung fehlt.
Die Zeit ist reif, das Du Dich befreist.
Die meisten Menschen wünschen sich eine liebevolle, erfüllte gesunde Beziehung. Es ist ein natürliches Bedürfnis, in Verbindung zu sein und Beziehungen zu leben. Wenn Du jedoch zu Liebessucht neigst, ist es wahrscheinlich, dass Du Deinen Partner oder Deine Partnerin auf ein Podest stellst. Dabei verlierst Du den realistischen Blick und idealisierst ihn oder sie. Dies führt dazu problematische Verhaltensweisen von sich selbst zu ignorieren, zu minimieren oder rationalisieren. Beispiele dazu; „Es ist doch nicht so schlimm. Deine favorisierte Person meint es doch nicht so. Das hast Du falsch verstanden. Deine Lieblingsperson hat sich doch so lieb entschuldigt.“ Ein typisches Suchtsymptom ist die Verleugnung. Die Wahrheit zu verschleiern und nicht hinzuschauen. Damit wird der Zwang an der Beziehung festzuhalten unterstützt. Liebe und Sucht generiert den toxischen Mix.
Dann steckst Du wahrscheinlich in einer toxischen Beziehung.
Der Wahrheit ins Gesicht schauen ist hart. Wenn Du unter Liebessucht leidest, kann dies grosse Ängste in Dir wachrufen. Dazu gehört Verlustangst sowie die Angst vor dem Alleinsein und der inneren Leere. Dies alles ist gepaart mit weiteren negativen Gedanken und Gefühlen. Dies führt zu einem inneren Konflikt. Dabei fühlst Du Dich abhängig von dem Partner oder der Partnerin, der oder die süchtig macht. Die schmerzhafte Erkenntnis dabei ist, dann lebst du in einer toxischen Beziehung.
Die meisten Liebessüchtige leiden nicht unter Sexsucht. Sexsucht und Liebessucht sind unterschiedliche Süchte jedoch verwandt. Den Liebessüchtigen geht es um den emotionalen Aspekt der Beziehung wie Liebe, Zuneigung und Nähe. Sexualität wird dabei benutzt, um durch die Nähe eine emotionale Verbindung herzustellen. Oder das Objekt der Begierde zu halten, damit die Liebessüchtige Person nicht verlassen wird. Sie benutzen Sexualität als Zahlungsmittel.
Bei der Sexsucht liegt der Fokus auf dem Sexualverhalten. Es zeigen sich wechselnde Sexualpartner und Sexualpartnerinnen, Aufsuchen von Prostituierten, Pornografiekonsum, zwanghaftes Fremdgehen in Beziehungen.
Schon wieder wartest Du auf ein What’s up, eine Nachricht von Deiner Angebeteten favorisierten Person. Alle paar Minuten nimmst Du Dein Handy in die Hand. Deine Gedanken drehen sich zwanghaft um das Objekt Deiner Begierde, im Kreis. Was treibt er/sie? Wo ist er/sie? Dabei verliest Du den Bezug zur Gegenwart. Deine Gesundheit erleidet Schaden. Du kannst nicht schlafen, quälst Dich mit dem Essen. Deine Nerven sind überspannt. Die Arbeit leidet unter Deiner Unkonzentriertheit. Deine Freunde vernachlässigst Du. Sie finden Du übertreibst. Da stimmt was nicht bei Dir. Es tut Dir nicht gut.
Beim letzten Treffen wolltest Du Deiner favorisierten Person wieder helfen, seine/ihre Probleme zu lösen. Auch finanziell bist Du in die Bresche gesprungen und hast bezahlt. Dabei sieht Dein Konto auch nicht rosig aus. Alle Deine Energie und Zeit verwendest Du für die favorisierte Person. Das Objekt Deiner Begierde jedoch behandelt Dich schlecht, ignoriert Dich, hält Dich auf Abstand. Sein/Ihr abwertendes Verhalten verletzt Dich. Vielleicht wurde Deine Lieblingsperson schon gewalttätig. Er/Sie lässt seinen/ihren Frust an Dir aus. Deine favorisierte Person vergnügt sich mit anderen Frauen oder Männern. In Dir fehlt das Verständnis und Begreifen für all das. Für Dich ist es die Liebe. Betrachtest das Objekt Deiner Begierde als Dein Schicksal, Deine Erfüllung.
Stell Dir vor Du hast Dich befreit, welchen Nutzen gibt Dir das?
So oder ähnlich kann es sich abspielen. Vielleicht betest Du einen unerreichbaren Menschen an. Täglich schwelgst Du in Deinen Fantasien die nie realistisch werden. Oder Du wechselst alle paar Wochen Deine Beziehungspartner/Beziehungspratnerinnen. Weil in dir die Angst vor dem Alleinsein zu gross ist.
Nichts führt zu einer stabilen langfristigen Beziehung. Dein Frust ist gross. Bei andern funktioniert es doch, warum denn nicht bei Dir?
Die Wahrheit ist, da läuft was verkehrt in Deinem System. Die Liebessucht mit ihren Begleitern hat sich eingenistet.
Die heldenhaften Retter/Retterinnen. Sie leiden meist unter einem Helfersyndrom und opfern sich auf für andere. Magisch ziehen sie hilfsbedürftige Menschen an. Diese betrachten sie als beschädigt und stürzen sich auf die Retteraufgabe. Dabei vergessen sie sich selbst und geben sich auf. Auch kann das Thema Gewalt und Aggression in einer Co-abhängigen Beziehung stattfinden. Die Liebessüchtige Person setzt sich immer wieder den schädigenden Einflüssen der Beziehungsperson aus.
Sie erfahren ständig wechselnde Beziehungen und jagen dem Rausch des Verliebtseins nach. Single zu sein ist ein Graus. Deshalb halten sie an unglücklichen Beziehungen fest oder stürzen sich direkt ins nächste Projekt. Der Umgang mit Gefühlen des Alleinseins ist für sie schwer aushaltbar.
Sie suchen verzweifelt die Liebe. Leiden jedoch unter der Angst vor emotionaler Nähe. Somit besteht die Besessenheit darin, sich unangemessene Partner/Partnerinnen zu suchen. Diese sind bereits vergeben oder nicht verfügbar und unerreichbar.
Auch bekannt unter der unerwiderten Liebe. Eine unerreichbare Person wird jahrelang besessen zum Liebesobjekt erkoren. Dabei findet nie eine Beziehung oder Begegnung statt. Die Person leidet im Stillen vor sich hin und lebt in einer Fantasiewelt. In der extremen Ausführung kann es zu Stalking und Verfolgung führen.
Sie können sich an verschiedenen Partner/Partnerinnen gleichzeitig binden und jagen dem Gefühl des romantisch Verliebtseins nach. Ohne jedoch eine tiefe Verbindung zu den jeweiligen Personen einzugehen. Es handelt sich eher um kurzfristige romantische Liaisonen.
Der zwanghafte Konsum von Liebesfilmen und Liebesromanen, geht unter Romanzensucht und Fantasiesucht. Es wird das high der Gefühle gesucht.
dass es bei der Liebessucht meist um mehrere Suchterscheinungsformen, Suchtbegleiter handelt, wie Romanzensucht, Beziehungssucht, Fantasiesucht, Co-Abhängigkeit, ambivalent Liebessucht. Auch können weitere Abhängigkeiten bestehen, wie Einkaufen, Alkohol, Essen, Internet, Drogen.
„Wer sich seiner Würde bewusst geworden ist, ist nicht mehr verführbar.“
Zitat: Gerald Hüther
Die Ursprünge der Liebessucht können verschieden sein! Das Aufwachsen in einem dysfunktionalen Elternhaus, traumatische Erlebnisse, Missbrauch, fehlgeleitete Erziehungsformen, emotionale Vernachlässigungen, nicht verfügbare Eltern. Auch über die Genetik wird diskutiert. Ein Kernthema von Liebessüchtigen ist die vorliegende Trennungsangst, Verlustangst und Verlassenheitsangst. Dazu gehören ein geringes Selbstwertgefühl und fehlende Selbstliebe. Es kann ein Gefühl der inneren Leere bestehen, das durch eine andere Person gefüllt werden möchte. Zudem kann die krankhafte Sehnsucht wie Limerence zur Besessenheit führen.
Dabei spielt auch die sexuelle Begierde eine Rolle. Durch die sexuelle Aktivität werden Glückshormone freigesetzt. Die dabei freigesetzten Hormone, wie Oxytocin, können intensive Bindungen erzeugen, z. B. bei Co-Abhängigkeit. Es wird versucht, unbewusst durch die Beziehung die eigenen emotionalen Lücken zu füllen. Liebessüchtige Personen glauben, dass das Gefühl der Liebe ihnen wahre Lebendigkeit und Ganzheit gibt, einen Wert, den sie selbst nicht fühlen.
Bei der Situationship handelt es sich um eine momentane Beziehungssituation: Beziehungsstatus unklar. Ob es sich um eine Affäre oder Freundschaft plus handelt oder ob doch etwas Ernsthaftes entsteht, wird nicht besprochen. Vielmehr zählt der Moment. Die gemeinsame Zeit wird zusammen genossen, frei von Verbindlichkeit und Zukunftsplänen. Nichts desto trotz, wird regelmässig Zeit miteinander verbracht. Diese ist jedoch frei, von dem Druck, tatsächlich verbindlich zu sein und sich für die Person zu entscheiden und zu bekennen. Die Beziehungssituation bleibt undefiniert.
Diese Beziehungsform findet vor allem im Kopf statt. Der Begriff alleine sagt schon viel aus.
Englisch «Delusion» = Täuschung & «Relationship» Beziehung.
Dies kann durch chatten mit einer Person passieren, sowie der Blick auf ein Dating Profil und Fotos. Aus der Liebessucht Sichtweise handelt es sich dabei um eine Art der Fantasiesucht. In einer Delusionship bildet sich die Person ein, eine Beziehung zu haben, die real so jedoch nicht stattfindet. In der digitalen Welt fantasiert man sich mehr zusammen, als tatsächlich ist. Eine Idealisierung kann stattfinden und imaginieren über das Zusammensein mit der angebeteten Person.
Hier befinden wir uns definitiv in einer Fantasiebeziehung. Es findet nie eine Beziehung statt. Es handelt sich dabei um eine unerwiderte Liebe einer unverfügbaren Person.
Siehe auch Fantasiesüchtige:r Fackelträger:in
Der Begriff existiert bereits sein 2009 und wird im Urban Dictonary definiert: Eine Imaginationship ist eine zum grossteils nicht existierende Beziehung oft romantischer Natur, eine Person übertreibt ihre Nähe oder malt sie in ihrer Vorstellung aus. Die Beziehung existiert fast nur im Kopf der hoffenden Person.